Die Inanspruchnahme chirurgischer Methoden zur Körperformung oder Gewichtsreduktion wirft heutzutage bei vielen Menschen Fragen auf. Einige klagen über hartnäckige Fettdepots, die sich trotz Diät und Bewegung nicht beseitigen lassen, während andere gegen Adipositas kämpfen, die zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führt. Für diese beiden unterschiedlichen Bedürfnisse gibt es zwei verschiedene chirurgische Verfahren: Liposuktion (Fettabsaugung) und Adipositaschirurgie (bariatrische Chirurgie). Obwohl beide Eingriffe chirurgisch durchgeführt werden, unterscheiden sie sich in ihren Zielen und Vorgehensweisen erheblich.
Liposuktion und Adipositaschirurgie – Unterschiedliche Zielsetzungen
Liposuktion wird im Wesentlichen zur „Körperformung“ durchgeführt. Hierbei besteht das Ziel darin, hartnäckige, gegen Diät und Bewegung resistente Fettansammlungen zu entfernen. So kann sich beispielsweise an den Seiten Ihrer Hüften oder in einem bestimmten Bereich Ihres Bauches unerwünschtes Fett ansammeln – wie ein kleiner Fleck, der sich in einer Ecke Ihres Zuhauses festgesetzt hat und sich nicht entfernen lässt. Die Liposuktion beseitigt diesen „Fleck“ und verleiht dem Körper ein glatteres Erscheinungsbild. Allerdings ist dieses Verfahren nicht darauf ausgelegt, einen grundlegenden Gewichtsverlust zu erzielen oder schwerwiegende gesundheitliche Probleme zu beheben.
Andererseits wird die Adipositaschirurgie vorwiegend bei Personen angewendet, die stark übergewichtig sind oder an ernsthaften, mit Adipositas verbundenen Gesundheitsproblemen leiden. Hier geht es nicht nur darum, „ein paar Kilo“ zu verlieren, sondern auch um die Linderung oder Beseitigung von Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Problemen, Typ‑2‑Diabetes oder Schlafapnoe, die die Lebensqualität und –dauer bedrohen. Während also die Liposuktion für „kleine Korrekturen“ genutzt wird, kann die Adipositaschirurgie als eine Art „grundlegende Renovierung“ oder „Neugestaltung“ des Körpers betrachtet werden.
Wer ist ein geeigneter Kandidat für die Liposuktion?
Die Liposuktion wird in der Regel bei Personen durchgeführt, die ihrem Idealgewicht nahekommen oder höchstens 20–30 % darüber liegen. Das bedeutet, dass sie für Menschen mit einem Body-Mass-Index (BMI) unter 30 geeignet ist, die jedoch in bestimmten Bereichen über Fettdepots klagen. Beispielsweise, wenn Sie trotz gesunder Ernährung und regelmäßiger sportlicher Betätigung das Fett um Bauch oder Hüften nicht loswerden können, könnte die Liposuktion eine sinnvolle Option für Sie sein.
Eine gute Hautelastizität ist ebenfalls wichtig, da sich die Haut nach der Fettabsaugung wieder straffen soll. Bei verminderter Elastizität kann es zu Faltenbildung oder Hauterschlaffung kommen. Auch wenn die Liposuktion einfach erscheinen mag, handelt es sich um einen chirurgischen Eingriff, der nicht für jeden geeignet ist. Bestehende chronische Erkrankungen, Blutgerinnungsstörungen oder Diabetes sollten daher unbedingt berücksichtigt werden.
In welchen Fällen wird die Adipositaschirurgie angewendet?
Die Adipositaschirurgie wird für Personen geplant, deren Body-Mass-Index (BMI) 40 oder mehr beträgt oder die einen BMI über 35 aufweisen und gleichzeitig ernsthafte Begleiterkrankungen wie Typ‑2‑Diabetes, Bluthochdruck, Schlafapnoe etc. haben. Bei diesen Patienten ist der Gewichtsverlust durch Diät und Bewegung in der Regel nicht mehr ausreichend möglich, da die Grenzen der konservativen Maßnahmen bereits erreicht sind.
Hierbei senken chirurgische Verfahren die tägliche Kalorienaufnahme, indem sie das Magenvolumen verkleinern oder einen Teil des Darms außer Betrieb setzen. Die Adipositaschirurgie zielt nicht nur darauf ab, das Gewicht zu reduzieren, sondern kann auch die Symptome von Typ‑2‑Diabetes, Bluthochdruck und anderen gesundheitlichen Problemen lindern. Alle diese chirurgischen Eingriffe ebnen den Weg für eine dauerhafte und tiefgreifende Veränderung, erfordern jedoch eine sorgfältige Vorbereitung, engmaschige Nachsorge und lebenslange Ernährungsumstellungen.
Wie werden die Eingriffe durchgeführt?
Bei der Liposuktion werden in dem betreffenden Bereich kleine Schnitte gemacht, durch die mit Hilfe einer speziellen Kanüle das Fett abgesaugt wird. Abhängig vom behandelten Bereich kann eine lokale Betäubung oder, bei größeren Arealen, eine Allgemeinanästhesie angewendet werden. Die Kanüle zerkleinert das Fettgewebe sanft, sodass es effizient abgesaugt werden kann. Die Verfahren reichen von kleinen, gezielten Eingriffen (etwa im Gesicht) bis hin zu umfangreicheren Anwendungen an Bauch oder Hüften – ähnlich wie das gezielte Absaugen eines hartnäckigen Staubflecks, wobei die Umgebung so weit wie möglich unberührt bleibt.
Bei der Adipositaschirurgie wird hingegen der Magen verkleinert oder ein Teil des Darms umgeleitet, sodass die Kalorienaufnahme aus der Nahrung reduziert wird. Häufig eingesetzte Verfahren sind die Verkleinerung des Magens zu einer Röhre (Sleeve-Gastrektomie) oder der Bypass, bei dem der Darm umgeleitet wird. Dadurch wird erreicht, dass die betroffene Person schneller satt wird und weniger Kalorien aufgenommen werden. Man könnte sagen, dass diese Methode einer kompletten Renovierung der „Küche“ gleicht, bei der die Regeln für Ein- und Ausgang von Nahrung von Grund auf neu definiert werden.
Postoperative Prozesse und Genesung
Nach der Liposuktion ist in der Regel eine mehrtägige Erholungsphase ausreichend. Besonders bei Eingriffen in kleineren Arealen kann es vorkommen, dass der Patient bereits in derselben Woche wieder seiner Tätigkeit nachgehen kann. Zwar können Schwellungen und Blutergüsse im behandelten Bereich mehrere Wochen andauern, doch werden in solchen Fällen häufig unterstützende Kompressionskleidungsstücke verwendet. Insgesamt ist der Heilungsprozess relativ schnell, wenngleich das endgültige Ergebnis erst nach einigen Monaten sichtbar wird.
Bei der Adipositaschirurgie hingegen verbleiben die Patienten in den ersten Tagen meist im Krankenhaus, um sich an die veränderte Situation anzupassen, den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt zu stabilisieren und mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen. In den ersten Wochen folgt eine Diät, die sich auf Flüssigkeiten, Pürees und weiche Nahrung konzentriert, bevor allmählich zu fester Nahrung übergegangen wird. Die vollständige Genesung und die Anpassung an den neuen Lebensstil können mehrere Wochen dauern – wobei die langfristige Umstellung der Ernährungsgewohnheiten und das Einleben in die veränderte Magenkapazität einen lebenslangen Prozess darstellen.
Langfristige Aspekte und Nachsorge
Patienten, die sich einer Liposuktion unterzogen haben, sollten sich darüber im Klaren sein, dass die Anzahl der Fettzellen im behandelten Bereich reduziert wird – dies bedeutet jedoch nicht, dass sich dort nie wieder Fett ansammeln kann. Ein ungesunder Lebensstil oder mangelnde Bewegung kann dazu führen, dass Fett an anderen Stellen eingelagert wird oder die verbleibenden Fettzellen im operierten Bereich an Volumen zunehmen. Daher sind regelmäßige Bewegung und eine gesunde Ernährung entscheidend, um die Ergebnisse der Liposuktion langfristig zu sichern.
Bei der Adipositaschirurgie ist es langfristig sehr wichtig, den vom Arzt vorgegebenen Ernährungsplan einzuhalten, vorwiegend proteinreiche Nahrungsmittel zu sich zu nehmen und etwaige Vitamin- und Mineralstoffmängel – wie sie beispielsweise nach einem Bypass (z. B. Eisen, Kalzium oder Vitamin B12) auftreten können – durch regelmäßige Bluttests und entsprechende Supplemente zu kompensieren. Diese Eingriffe sind mächtige Werkzeuge, aber sie sind kein „Zauberstab“. Um den Erfolg nachhaltig zu sichern und das Wiederauftreten gesundheitlicher Probleme zu verhindern, bedarf es eines umfassenden, multidimensionalen Ansatzes, der auch die Unterstützung durch Ernährungsberater und psychologische Betreuung einschließt.
Wie trifft man die Entscheidung?
Die Liposuktion ist keine Operation zur Gewichtsreduktion, sondern dient primär der Verbesserung der Körperkonturen. Sie eignet sich für Personen, die nur in bestimmten Bereichen hartnäckige Fettansammlungen haben und ansonsten nahe an ihrem Idealgewicht liegen. Ein typisches Beispiel: Jemand, der trotz monatelanger intensiver Bein- und Hüftübungen im Fitnessstudio nicht die gewünschte Form erreicht, kann durch eine gezielte Liposuktion schneller an sein Ziel gelangen.
Die Adipositaschirurgie hingegen richtet sich an Menschen mit starkem Übergewicht und an solche, die unter mit Adipositas assoziierten Erkrankungen wie Typ‑2‑Diabetes, Bluthochdruck oder Gelenkproblemen leiden. Wenn herkömmliche Maßnahmen wie Diät und Sport nicht zum gewünschten Erfolg führen oder das Übergewicht bereits zu erheblichen Gesundheitsrisiken führt, kann diese chirurgische Methode große Vorteile bieten – wenngleich sie mit einem höheren Risiko verbunden ist und eine lebenslange Umstellung der Ernährungsgewohnheiten erfordert.
Letztlich hängt die Wahl der Methode von den individuellen Zielen und dem Gesundheitszustand ab. Es ist entscheidend, dass Sie sich einer gründlichen Untersuchung unterziehen, um eine auf Sie zugeschnittene Risikobewertung zu erhalten. Eine fundierte Entscheidung kann Ihr Leben erheblich erleichtern, Ihr Selbstvertrauen und Ihre Lebensqualität steigern. Doch der Erfolg endet nicht mit der Operation oder dem Eingriff – die dauerhafte Umstellung auf eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung ist der Schlüssel zu langanhaltenden Ergebnissen.
Dr. Toygar TOYDEMİR wurde 1976 geboren. 1994 absolvierte er das Gaziantep Science High School und begann im selben Jahr sein Medizinstudium an der Medizinischen Fakultät der Universität Ege. Nach Abschluss seines sechsjährigen Medizinstudiums wurde er 2001-2006 dem Şişli Etfal Bildungs- und Forschungskrankenhaus zugewiesen, wo er seine Facharztausbildung in Allgemeinchirurgie absolvierte. Nachdem er seinen obligatorischen Dienst im Erzurum Palandöken Staatlichen Krankenhaus abgeschlossen hatte, leistete er 2008-2009 seinen Militärdienst im Adana Militärkrankenhaus, wo er auch als Klinikleiter tätig war. Dr. Toygar Toydemir, verheiratet und Vater von zwei Kindern, spricht fließend Englisch und mittelmäßig Italienisch.