Während die Adipositaschirurgie eine Lösung für die seit vielen Jahren im Zusammenhang mit Übergewicht bestehenden Schwierigkeiten bietet, wirft sie auch verschiedene interessante Probleme auf. Das Wichtigste davon sind die Narben, die nach der Operation entstehen. Für manche mögen diese Narben wie eine „Medaille“ für eine große Veränderung in ihrem Leben erscheinen, während andere aus ästhetischen Gründen Angst davor haben. Tatsächlich sind Narben Teil des natürlichen Heilungsprozesses unseres Körpers. Wie bei einem kleinen Schnitt oder Kratzer versucht unsere Haut bei einer Verletzung, sich zu schließen und zu reparieren.
Bleiben nach einer Adipositas-Operation sichtbare Narben zurück?
Der Zustand der Narben nach einer Adipositas-Operation hängt im Wesentlichen von der Art des Eingriffs und der verwendeten Operationstechnik ab. Allgemein kann man sagen, dass immer eine „bleibende“ Narbe vorhanden ist, da die Haut beim Verschluss des Gewebeschnitts eine gewisse Spur hinterlässt. Allerdings können Größe, Farbe und Sichtbarkeit dieser Narbe von Person zu Person variieren. Dabei spielen viele Faktoren wie Alter, genetische Veranlagung, Hautbeschaffenheit und sogar die Ernährungsweise eine Rolle.
Was das Verkleinern oder Unauffälligmachen von Narben betrifft, sind moderne chirurgische Methoden heute bereits sehr fortschrittlich. Anstelle großer, sogenannter „offener“ Schnitte werden häufig kleinere Öffnungen oder minimalere Einschnitte (laparoskopische oder robotische Verfahren) bevorzugt. Auf diese Weise verbleiben am Körper kleinere statt großer Einschnitte. Manche Chirurgen platzieren den Schnitt sogar in natürlichen Hautfalten wie dem Bauchnabel, um ästhetische Bedenken zu reduzieren.
Natürlich hat auch die Wundversorgung nach der Operation und der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten Einfluss auf das endgültige Erscheinungsbild der Narben. Adipositas bringt verschiedene Faktoren mit sich, die den Heilungsprozess der Wunden erschweren können: eine schwächere Durchblutung, eine Neigung zu Entzündungen im Gewebe oder Begleiterkrankungen wie Diabetes können dazu führen, dass die Wunden langsamer verheilen. Dennoch kann das Aussehen der Narben bei richtiger Pflege und Einhaltung der ärztlichen Empfehlungen weitgehend verbessert werden.
Wie beeinflusst eine minimalinvasive Adipositas-Operation die Narbenbildung?
Man kann sich den Begriff „minimalinvasiv“ wie das Öffnen kleiner Fenster im Körper vorstellen. Bei der herkömmlichen offenen Chirurgie wird die Tür komplett geöffnet, das heißt, es wird ein großer Hautschnitt gesetzt. Laparoskopische und robotische Verfahren hingegen machen nur kleine Fenster – Schnitte von etwa 0,5 bis 1,5 cm. Einer der größten Vorteile dieser Techniken besteht darin, dass weniger Narben zurückbleiben, da die Gewebeintegrität im Vergleich zu einem großen Schnitt weitgehend erhalten bleibt.
Bei einer laparoskopischen Operation werden eine Kamera und spezielle chirurgische Instrumente durch diese kleinen Einschnitte eingeführt. Der Operateur verfolgt das Geschehen auf dem Bildschirm und führt den Eingriff mit hoher Präzision durch. Bei der robotischen Chirurgie ist diese Präzision sogar noch höher; die Roboterarme können Bereiche erreichen, die für die menschliche Hand nur schwer zugänglich sind, und dabei feinere Bewegungen ausführen. Dadurch bleiben die nach der Operation entstehenden Narben oft nur feine Linien, die im Laufe der Zeit verblassen.
Da bei diesen Verfahren das umliegende Gewebe minimal beeinträchtigt wird, verläuft der Heilungsprozess für die Wunden insgesamt angenehmer. Der Körper muss nicht mehr eine große Fläche „verschließen“, sondern nur einige wenige kleine Öffnungen. Dies verringert das Entzündungsrisiko und lindert Schmerzen, was wiederum aus gesundheitlicher wie auch ästhetischer Sicht von Vorteil ist.
Wie sehen die typischen Narben nach einer laparoskopischen Adipositas-Operation aus?
Bei laparoskopischen Adipositas-Operationen sind in der Regel drei bis fünf kleine Schnitte zu verzeichnen. Anzahl und Position dieser Schnitte können je nach Art des Eingriffs variieren. Bei einer Sleeve-Gastrektomie (Schlauchmagen) werden beispielsweise drei oder vier Schnitte von je etwa einem Zentimeter Länge gesetzt. Bei komplexeren Eingriffen wie einem Magenbypass kann ein zusätzlicher oder anders platzierter Schnitt erforderlich sein.
Im Laufe der Zeit werden diese kleinen Narben durch den natürlichen Heilungsprozess der Haut immer unauffälliger. In der Anfangsphase können sie rosa oder rötlich wirken. Später ändert sich die Farbe, und die Narben nehmen häufig einen helleren Hautton an. Manche Menschen bemerken ihre Narben kaum noch („Wo ist die hin?“), während sie bei anderen aufgrund von Hauttyp oder genetischer Veranlagung sichtbarer bleiben können.
Man kann es sich so vorstellen, als ob die laparoskopischen Narben anfangs wie kleine Fäden auf der Haut liegen. Mit der richtigen Pflege und im Laufe der Zeit werden diese Fäden zu feinen, kaum wahrnehmbaren Linien. Entscheidend ist dabei, die Pflegehinweise nach der Operation so gut wie möglich zu befolgen und dem Heilungsprozess den nötigen Respekt entgegenzubringen.
Können Narben nach einer Adipositas-Operation mit der Zeit verblassen?
Es ist bekannt, dass die meisten Narben am Körper bei richtiger Pflege und im Laufe der Zeit verblassen. Die Haut ist ein Organ, das sich ständig regeneriert und in unterschiedlichen Schichten kontinuierlich neue Zellen bildet. Narben, die in den ersten Monaten nach einem Schnitt oder operativen Eingriff noch deutlich erkennbar sind, verlieren mit dem Kollagenaufbau und dem Umformungsprozess des Gewebes allmählich an Farbe. Dieser Vorgang kann sechs Monate, ein Jahr oder sogar mehrere Jahre dauern.
Wichtig ist, dabei einige Kniffe in der Heilungsphase zu beachten. Zum Beispiel können frische Narben durch direkte Sonneneinstrahlung verfärbt oder dunkler bleiben. Deshalb ist es ratsam, den Wundbereich vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen und bei Bedarf einen hohen Lichtschutzfaktor zu verwenden. Ebenso stärken regelmäßiges Eincremen, gesunde Ernährung und ausreichende Ruhephasen die natürlichen Reparaturmechanismen der Haut.
Dass die Narben verblassen, führt nicht nur zu einer physischen, sondern oft auch zu einer psychischen Entlastung. Viele Patienten tragen die sichtbaren Spuren ihres großen Wandels anfangs mit Stolz, wünschen sich später jedoch ein „natürlicheres“ Erscheinungsbild. Zum Glück geht die Haut im Normalfall irgendwann „auf Versöhnung“ und arbeitet fleißig daran, die Narben zu minimieren.
Was kann man tun, um Narben nach einer Adipositas-Operation zu reduzieren?
Sowohl professionelle als auch persönliche Maßnahmen können helfen, Narben zu reduzieren oder weniger sichtbar zu machen. Eines der am häufigsten empfohlenen Verfahren im chirurgischen Bereich sind silikonbasierte Produkte. Silikongele oder sogenannte Silikonsheets (Platten) liegen auf der Haut auf und tragen dazu bei, das Feuchtigkeits- und Temperaturgleichgewicht der Wunde zu erhalten. Dadurch kann das Narbengewebe geordneter verheilen und die Gefahr dicker oder dunkler Narben verringert werden.
Außerdem können topische (lokal anzuwendende) Cremes, Salben oder Pflaster, die manchmal vom Arzt verschrieben werden, zum besseren Aussehen der Narben beitragen. Später stehen bei hartnäckigeren Narben auch Methoden wie Laserbehandlungen oder medizinisches Microneedling zur Wahl. Der Zeitpunkt und die Eignung solcher Behandlungen hängen allerdings vom Hauttyp und dem individuellen Heilungsverlauf ab.
Im Alltag gibt es ebenfalls simple, aber effektive Vorsichtsmaßnahmen. Zum Beispiel ist eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Protein für den Heilungsprozess unerlässlich. Vitamin C, Zink und bestimmte Aminosäuren spielen eine Schlüsselrolle bei der Kollagensynthese. Außerdem kann regelmäßiges Eincremen und vorsichtiges Massieren der Wundstelle die Durchblutung fördern und das Gewebe elastischer machen. Natürlich sollte man mit Massagen erst beginnen, wenn die Nähte vollständig verheilt und vom Arzt freigegeben sind.
Beeinflusst die Art der Adipositas-Operation das Erscheinungsbild der Narben?
Unter Adipositaschirurgie versteht man in erster Linie vier bis fünf verschiedene Verfahren: Schlauchmagen (Sleeve-Gastrektomie), Magenbypass, Magenband, Duodenal Switch und einige andere Methoden. Jede dieser Operationen erfordert einen anderen Schnitt und eine unterschiedliche Anzahl an Einschnitten. Bei der Platzierung eines Magenbands können zum Beispiel weniger und kleinere Schnitte nötig sein als bei einem Magenbypass. Allerdings sind die Einschnitte bei minimalinvasiven Verfahren in der Regel trotzdem recht klein.
Der deutlichste Unterschied zeigt sich zwischen der offenen und der minimalinvasiven Operation. Bei der offenen Chirurgie ist oft ein längerer Schnitt in der Körpermitte erforderlich, was später auch eine größere Narbe hinterlässt. Deshalb wird heute, wann immer es der Zustand des Patienten zulässt, eine minimalinvasive Technik (laparoskopisch, robotisch, Single-Incision) bevorzugt, um die Narben möglichst gering zu halten.
Sind die Narben bei einer offenen Adipositas-Operation im Vergleich zur „Schlüsselloch-OP“ stärker sichtbar?
Der Name „offene“ Adipositas-Operation lässt bereits erkennen, dass im Bauchbereich ein größerer Schnitt gesetzt wird. Man könnte es mit dem vollständigen Öffnen einer Tür vergleichen, während man bei einer Schlüsselloch-Operation nur durch ein kleines Loch schaut. Eine offene Operation bietet dem Chirurgen zwar ein breiteres Sichtfeld und mehr direkten Zugang, ist jedoch für den Patienten nach dem Eingriff belastender. Zudem bleibt nach einem so großen Hautschnitt eine entsprechende Narbe zurück, die aus ästhetischer Sicht deutlich sichtbar sein kann.
Bei der sogenannten „Schlüsselloch“-Technik, also laparoskopischen Eingriffen, werden die Instrumente hingegen durch kleine Schnitte eingeführt. Statt einer großen „Tür“ gibt es hier mehrere kleine „Fenster“. Der Körper heilt diese kleineren Bereiche in der Regel schneller und die Narben sind meist dünner, kürzer und verblassen im Lauf der Zeit eher. Auch das Infektionsrisiko ist bei laparoskopischen Operationen oft geringer, was wichtig ist, da Komplikationen wie Infektionen die Narbenbildung verstärken können. Somit haben minimalinvasive Verfahren in der Regel auch ästhetisch überzeugendere Ergebnisse.
Welche Erwartungen sollten Patienten in Bezug auf den Heilungsverlauf von Narben nach einer Adipositas-Operation haben?
Patienten, die sich einer Adipositas-Operation unterziehen, durchlaufen mehrere Phasen der Narbenheilung. In den ersten Tagen können Schmerzen, Empfindlichkeit und ein leichtes Ziehen an den Einschnittstellen auftreten. Dies ist die Phase, in der der Körper „Verteidigung“ und „Reinigung“ betreibt; das Immunsystem bekämpft mögliche Keime und beginnt, das Gewebe intensiv zu reparieren. In den ersten Wochen können sich Krusten bilden oder es kann eine gewisse Verhärtung um die Naht herum spürbar sein.
Nach einiger Zeit reift das Narbengewebe. In dieser Phase ordnet die Haut ihre Kollagenfasern neu und versucht, eine stabilere Struktur zu schaffen. Jetzt haben die Narben meistens eine rosa oder rötliche Farbe. In dieser Zeit ist sorgfältige Wundpflege besonders wichtig. Ärztliche Anweisungen sollte man gewissenhaft befolgen. Ebenso ist es ratsam, schwere Gegenstände zu vermeiden und auf abrupte Bewegungen zu verzichten, damit die Naht nicht aufreißt und die Narbe nicht dicker wird.
Ein weiterer wichtiger Punkt sind die psychischen Aspekte. Narben sind nicht nur eine optische, sondern auch eine emotionale Erfahrung. Einige Patienten empfinden sie als stolze Erinnerung an einen großen gesundheitlichen Kampf, während andere wegen ihrer Sichtbarkeit beunruhigt sind. Beide Haltungen sind völlig normal. Mit Zeit, Pflege und regelmäßigen Arztbesuchen verblassen die Narben in der Regel und die Patienten gewöhnen sich an ihren „neuen“ Körper.
Dr. Toygar TOYDEMİR wurde 1976 geboren. 1994 absolvierte er das Gaziantep Science High School und begann im selben Jahr sein Medizinstudium an der Medizinischen Fakultät der Universität Ege. Nach Abschluss seines sechsjährigen Medizinstudiums wurde er 2001-2006 dem Şişli Etfal Bildungs- und Forschungskrankenhaus zugewiesen, wo er seine Facharztausbildung in Allgemeinchirurgie absolvierte. Nachdem er seinen obligatorischen Dienst im Erzurum Palandöken Staatlichen Krankenhaus abgeschlossen hatte, leistete er 2008-2009 seinen Militärdienst im Adana Militärkrankenhaus, wo er auch als Klinikleiter tätig war. Dr. Toygar Toydemir, verheiratet und Vater von zwei Kindern, spricht fließend Englisch und mittelmäßig Italienisch.